Hinsehen ist der Weisheit bester Schluss, wenn man herausfinden möchte, wie etwas geht. Weil viele Philosophen unter der Herrschaft einer großen theologischen Zeit glaubten, sich bestens mit dem Geist und der Seele auskennen zu müssen, haben sie auf das hingesehen, was unsichtbar ist. Sie nannten das ‚wahre Philosophie‘ oder ‚Metaphysik‘.
Man kann metaphysische Erkenntnisse erwägen bzw. produzieren und sie dem Hinsehen vorziehen, und dann erst mal glauben, dass etwas besser funktionieren könnte, weil man unsichtbare Erkenntnisse aus bestimmten Gründen vorzieht. Die Kollisionen mit der Realität sind unausweichlich und man muss sich im Tausch für Hinsehen auf das Sichtbare mit dessen Unabwendbaren ganz und gar blind arrangieren. Man kann aber auch aufhören, mit dem Kopf gegen eine Wand zu rennen und unsichtbare Erkenntnisse so betrachten, wie sie sich erweisen: Nämlich als nutzlos für ‚handeln‘. Sie dienen lediglich dem eigenen Für-Wahr-halten wollen in Distanz zum Augenschein gegen das, was andere meinen.
Platon hat den Virus des „Idealen“ erfunden – wie es einem Dichter nicht übel genommen werden kann. Es hat ihm möglicherweise gefallen, sich im Besitz übernatürlicher – weil elitärer – Weisheiten zu wähnen. So ging es mir auch. Metaphysische Erkenntnisse – besonders dann, wenn andere, die man liebt, sie auch haben,– sind wie Klebstoff zwischen Menschen, der stillschweigende Übereinstimmung stiftet, in der Art und Weise Welt zu sehen. Mehr als Stillschweigen ist nicht möglich, sobald man in medias res geht, entbrennen verletzende Streitigkeiten. Sich mit der Redewendung „Ich verstehe, was Du meinst!“ retten zu wollen, ist ein weiterer nutzloser Akt.